"Glück auf" für Christen in Ost und West

Annaberg-Buchholz, 02. November 2009

20 Jahre Revolution: Norder Superintendent zum "Kanzeltausch" in Sachsen

Zwanzig Jahre nach der friedlichen Revolution "wächst zusammen, was zusammen gehört": Zum ersten Teil eines ungewöhnlichen "Kanzeltauschs" weilte der Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zum Reformationsfest in der erzgebirgischen Stadt Annaberg-Buchholz. Sein dortiger Kollege Dr. Klaus-Michael Führer wird am Buß- und Bettag in der Norder Ludgerikirche predigen.

Kirschstein wurde überaus herzlich von dem sächsischen Superintendenten willkommen geheißen - beide hatten sich persönlich im Zuge einer Fortbildung im bayrischen Pullach kennengelernt. Der beiderseitige Gedankenaustausch wurde durch Caritas Führer sehr bereichert: Die Frau des Superintendenten ist freie Schriftstellerin und hat in ihren Werken die leidvolle Vergangenheit von Christen unter dem DDR-Regime aufgearbeitet.

Am Sonntag predigte der Norder Superintendent in der berühmten spätgotischen Kirche St.Annen - und staunte nicht schlecht über den für dortige Verhältnisse typischen Gottesdienstbesuch von annähernd 300 Personen. In seiner Predigt zum "Gedenktag der Heiligen" rückte er die deutsch-deutsche Geschichte in die Perspektive der Bergpredigt Jesu: Wer auf dessen Wort höre, sei nach biblischer Auffassung ein "Heiliger". Dies hätten, so der Norder Superintendent, die Christen in der DDR getan, als sie mit dem Ruf "Keine Gewalt" aus den Kirchen auf die Straßen und Plätze gezogen seien - eine friedliche Revolution aus dem Geiste Jesu Christi, auf die die Ostdeutschen "und besonders Ihr Christen" stolz sein könnten.

Ein Höhepunkt des Besuchsprogramms war neben den Eindrücken eines gut besuchten Reformations-Gottesdienstes in Crottendorf und einem Ausflug in den Wintersportort Oberwiesenthal sicherlich die Einfahrt in einen wieder eröffneten Stollen: Unter Tage staunten beide Superintendenten über das ehrenamtliche Engagement, mit dem der freie Trägerverein das einstige Silberbergwerk touristischen Zwecken erschlossen hat. Die freundschaftliche Beziehung wurde hier buchstäblich vertieft - beinahe schon symbolisch: Ost und West gemeinsam auf der Suche nach verborgenen Schätzen aus der Vergangenheit? "Glück auf!"